Sind datenschutzrechtlich unbedenkliche Videokonferenzen möglich? Ja! Aber nicht mit den gängigen Produkten!

Die gängigen Werkzeuge für Videokonferenzen basieren auf Cloud-Lösungen. Dabei weiss der Benutzer nie genau, welche Informationen wo gespeichert und weitergegeben werden. Für Gespräche über Firmengeheimnisse sowie über die sozialen Verhältnisse und Glaubensüberzeugungen von Personen kommen diese Lösungen deshalb für mich nicht in Frage. Ich habe aus diesem Grund bei mir zuhause eine eigene Videokonferenz-Lösung installiert, die von überall verwendet werden kann.

Videokonferenzen erleben derzeit eine massive Renaissance. Da die meisten Videokonferenz-Lösungen wie ZOOM, Microsoft Teams, WEBEX von Cisco, Skype, Whereby etc. die Benutzerdaten in der Cloud speichern, nehmen auch die Diskussionen über den Datenschutz Fahrt auf. Nicht der Inhalt der Konferenzen, sondern die sogenannten Metadaten sind für die Anbieter von Interesse, also Daten darüber, mit wem ich mich wann wie lange und mit welchen Computersystemen ausgetauscht habe. Einige Organisationen verbieten den Einsatz einzelner Produkte bereits aus Datenschutzgründen.

Will eine Organisation vertrauliche Gespräche per Videokonferenz führen, so muss sie entweder mit dem Videokonferenz-Anbieter einen Datenschutzvertrag abschliessen oder bei einem vertrauenswürdigen Webhoster eine OpenSource Software betreiben lassen, wie es CH-OPEN bei GREEN macht. Die erste Lösung bedingt juristische Kenntnisse, die oft den Einbezug von Juristen erfordert. Ich stellte mir deshalb die Frage, wie gross der Aufwand für die zweite Lösung, also für die Installation einer eigenen Videokonferenz-Lösung ist. Hier meine Erfahrungen.

Da ich von der Installation von CH-Open begeistert bin, habe ich mich für das Produkt BigBlueButton entschieden. BigBlueButton hat auch den Vorteil, dass Installation und Betrieb wie in einem Kochbuch sehr detailliert beschrieben sind. Das war eine zwingende Voraussetzung für jemanden wie mich, der sich nicht jeden Tag mit der Installation eines Servers auseinandersetzt (und sich auch nur selten bis gar nie Kochbücher zu Gemüte führt …).

Die zweite Voraussetzung ist ein Internetanschluss, der mindestens 300 Megabit pro Sekunde in beiden Richtungen durchlässt. Dank dem Glasfaseranschluss und INIT7 ist das bei mir zuhause gegeben.

Als drittes ist ein Server notwendig. Da ich keine freien Occasionsserver mehr im Haus hatte, kaufte ich mir für CHF 900 einen neuen Server mit der erforderlichen Leistungsfähigkeit.

Nach ca. 16 Stunden Arbeit funktionierte alles. Von diesen 16 Stunden wendete ich 4 Stunden für die Installation des Servers mit dem Betriebssystem und allen Anschlüssen auf, 1 Stunde dauerte die reine Installation des BigBlueButton, 3 Stunden waren notwendig, um alles nach meinen Wünschen zu konfigurieren. 8 Stunden brauchte ich für unzählige Fehlerbehebungen, weil ich mir die sehr detaillierte Anleitung erst beim dritten Anlauf genau durchgelesen hatte ... Sie können das Ergebnis hier testen. Ich werde die Lösung in den nächsten Wochen auch selber intensiv testen. Um Rückmeldungen bin ich natürlich sehr froh.

Mein Fazit:

Es ist auch für kleine Organisationen machbar, einen eigenen Videokonferenz-Server aufzubauen oder durch seinen Webhoster aufbauen zu lassen.

Fragen, Anmerkungen, Korrekturen und Widerspruch sind erwünscht. Bitte verwenden Sie dazu entweder das E-Mail oder Twitter (siehe Fusszeile).