Wenn der Grenzbeamte den persönlichen Laptop untersucht und die Herausgabe der Passwörter verlangt.
Es passiert immer öfter, dass Grenzbeamte den Laptop untersuchen und das Passwort für dessen Entsperrung verlangen. Will man nicht stundenlange Diskussionen führen und dadurch alle Folgetermine verpassen, hilft es, wenn man sich mit geeigneten Werkzeugen vorbereitet.
Immer öfter verlangen Grenzbeamte das Passwort des Laptops, um die Daten auf der Festplatte zu untersuchen. Versuche, den Grenzbeamten davon abzubringen, können Stunden dauern und gehen oft auf Kosten weiterer Termine.
In solchen Fällen ist es hilfreich, wenn man weiss, dass auf dem Laptop keine persönlichen Spuren zu finden sind. Dazu gibt es zum Glück Werkzeuge, welche ich im Folgenden vorstellen möchte.
Nutzung des Computers, ohne Spuren zu hinterlassen
Das Prinzip ist einfach: Man bringt dem Computer bei, dass er nicht auf der Festplatte, sondern auf einem Memory Stick arbeitet. Das setzt voraus, dass auf dem Memory Stick wie auf der Festplatte ein Betriebssystem installiert ist. Zudem muss der Laptop so eingestellt sein, dass er sein Betriebssystem zuerst auf einem Memory Stick sucht und erst dann auf der Festplatte. Es gibt viele Betriebssysteme, die mit einem Memory Stick nutzbar sind, ich kenne aber nur eines, dass vollständig für die spurenlose Nutzung entwickelt wurde: Tails.
Tails enthält alle notwendigen Werkzeuge für die Büroautomation: Office-Anwendungen, eine Geldbörse für Kryptowährungen, einen TOR-Browser und ein E-Mail-Programm. Verwendet man diese Werkzeuge, ist ohne weitere Vorkehrungen sichergestellt, dass die Arbeit keine Spuren auf dem Laptop hinterlässt. Sobald der Laptop abgeschaltet wird, werden alle Daten gelöscht.
Dateiablage, ohne Spuren zu hinterlassen
Natürlich sollen die erstellten oder bearbeiteten Dokumente nach dem Abschalten des Computers nicht verloren sein. Gesucht ist deshalb eine Dateiablage, welche auf dem Laptop keine Spuren hinterlässt. Die naheliegende Antwort ist, die Dateien auf dem Memory Stick zu speichern. Tails bietet die Möglichkeit, auf dem Memory Stick eine Festplatte einzurichten.
Falls keine Spuren auf dem Memory Stick hinterlassen werden sollen und man ein sicheres E-Mail hat (siehe unten), kann man sich die Dateien zustellen und hat sie so beim nächten Start des Laptops zur Verfügung. Das ist ein bisschen umständlich, aber dafür sicher.
Sichere E-Mails, ohne Spuren zu hinterlassen
Das in Tails bereitgestellte E-Mail ist Thunderbird. Für dessen Nutzung muss zuerst ein E-Mail-Anbieter gewählt und Thunderbird konfiguriert werden.
Um keine Spuren zu hinterlassen, sollten die E-Mails nur über das Web bearbeitet und versendet werden. Das ist bei allen mir bekannten E-Mail-Anbietern möglich. Damit die Bearbeitung der E-Mails aber tatsächlich keine Spuren hinterlässt, muss der E-Mail-Anbieter einige Anforderungen erfüllen: Die Internetseite für das Webmail sollte über das Darknet aufrufbar sein. Weiter sollten die E-Mails beim E-Mail-Anbieter so vor fremdem Zugriff geschützt sein, dass nur der Eigentümer darauf zugreifen kann. Zudem ist es hilfreich, wenn eigene Domänen (z.B. bm-dataprotect.ch) und eigene E-Mail-Adressen (urs@bm-dataprotect.ch) verwendet werden können.
Ich kenne nur einen Anbieter, der diese Anforderungen erfüllt: den Schweizer E-Mail-Anbieter Protonmail. Ich verwende deshalb für meine E-Mails Protonmail.
Bezahlen, ohne Spuren zu hinterlassen
Bezahlung ohne Spuren geht nicht ohne Kryptowährungen. Aber Vorsicht: Es gibt auch bei den Kryptowährungen diesbezüglich grosse Unterschiede. Bitcoin hinterlässt relativ viele Spuren und ist deshalb im Darkweb nicht sehr präsent. Monero hingegen scheint sich im Darknet durchgesetzt zu haben, weil es sehr wenige Spuren hinterlässt. Siehe dazu auch mein Blog.
Mit Tails wird eine (natürlich leere) Geldbörse für die Kryptowährung Bitcoin bereitgestellt. Für andere Kryptowährungen wie Monero muss eine andere Geldbörse installiert werden.
Eine Geldbörse für Kryptowährungen verlangt eine lokale Datei, die auch nach dem Neustart eines Computers noch vorhanden ist. Das setzt voraus, dass man auf dem Memory Stick eine Festplatte eingerichtet hat.
Mein Fazit:
Will man einen Laptop im Ausland nutzen und dabei sichergehen, dass persönlichen Daten an der Grenze nicht in falsche Hände geraten, ist Tails ein mögliches Werkzeug. Die Arbeit damit ist allerdings nicht so komfortabel wie mit den Microsoft- und Apple-Produkten – Sicherheit hat wie so oft ihren Preis…
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